Meinem Purpose auf der Spur
Ich kenne das Dilemma, an einem Scheideweg zu stehen mit dem Gefühl etwas ändern zu müssen aber gleichzeitig unfähig, irgendeine Veränderung anzustoßen. Ich war selbst an diesem Punkt. Nach meinem Psychologiestudium hatte ich den Weg einer erfolgreichen Konzernkarriere eingeschlagen. Ich hatte in den unterschiedlichsten lokalen, regionalen und globalen HR-Funktionen im In- und Ausland gearbeitet, fragte mich aber zunehmend: Ist das auch der richtige Weg für mich? Muss da nicht noch mehr kommen? Was will ich wirklich?
Und dann haben mir 2 Dinge geholfen.
Inhalt
#1: Meine kleine Auszeit
Das eine war eine kleine Auszeit, die ich aushandeln konnte, bevor ich meine neue Position antrat. Das Thema Selbstverwirklichung war in aller Munde und fing an, mir Druck zu machen. Auch ich wollte mir darüber klar werden. Gleichzeitig merkte ich, dass ich den Kopf dafür nicht frei hatte. Solange ich in meinem Alltagstrott steckte, war ich einfach nicht offen für neue Impulse. Daher die Auszeit.
3 Monate lang bin ich durch Süd- und Mittelamerika gereist, habe einen Sprachkurs in Buenos Aires besucht und neue Welten erkundet. Dieser Schritt hat mich damals viel Mut gekostet aber mir war auch klar, wenn ich das jetzt nicht mache, dann werde ich es später bereuen. Und noch heute zehre ich von dieser Erfahrung. Was ich gefunden habe, war nicht meine Berufung, wie ich ursprünglich gehofft hatte. Ich habe vielmehr zu mir selbst gefunden, auch wenn das jetzt kitschig klingt. Mir wurde wieder klar, was über die Jahre verschütt gegangen war. Darunter meine psychologischen Wurzeln sowie meine Kreativität und eine Vielzahl an Interessen, wie das Malen und Kochen. Ich beschloss, dass all das wieder einen Platz in meinem Leben haben sollte. Und so banal es klingt, aber das Wiederentdecken dessen, was mich begeistert, war entscheidend dafür, meine Perspektive zu weiten und meine Selbstverwirklichung nicht krampfhaft in bestimmten Jobprofilen zu suchen. Daraus ergaben sich dann neue Ansatzpunkte für mich, eine wirksame Veränderung anzustoßen.
#2: Mein Tapetenwechsel
Der zweite Aspekt, der mir zur Veränderung verholfen hat, war der Einschnitt in meinem Alltag. Denn häufig ist es ja so, wir kehren zurück in unseren Alltag und “scheitern” dann an den klassischen Widerständen – alter Trott, zu viel Arbeit, zu wenig Freizeit, Erwartungen unseres Umfeldes, etc. Aber nach meiner Auszeit ging es, wie gesagt, in eine neue Position, die mit einem Auslandsaufenthalt in Wien verknüpft war. Und bevor ich mich jetzt in Begeisterungsströmen über das Leben in Wien verliere, will ich direkt zum springenden Punkt kommen. Durch den Ortswechsel hatte ich die einmalige Chance, mir einen neuen Alltag aufzubauen und gleich verschiedene Vorsätze zu verwirklichen. Der erste davon war, mir mehr Freizeit für meine Interessen/Hobbies einzuräumen. Ein weiterer war meine Coaching-Ausbildung, weil ich darin eine Chance sah, wieder stärker mit psychologischen Themen zu arbeiten. So ergab ein Schritt den anderen. Durch die Coaching-Ausbildung stellte ich fest, dass ich hieraus ein tolles weiteres berufliches Standbein entwickeln konnte. Und durch meine neue Alltagsstruktur kristallisierte sich für mich immer stärker heraus, dass Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben und damit Flexibilität im Job für mich unverzichtbar sind.
Meine zweite Laufbahn als Purpose-Coach
Ein Jahr später kam mein erstes Kind zur Welt und damit gesellte sich eine weitere Komponente hinzu, mit der ich das für mich passende Lebensmodell entwickeln konnte. Die Elternzeit verschaffte mir zusätzlich Zeit, mehr an meinem Coaching-Business zu arbeiten. Und mit je mehr Coaching-Kunden ich zusammenarbeitete, desto mehr entdeckte ich mein persönliches Anliegen, meinen Purpose: Ich möchte es auch anderen Menschen ermöglichen, zu sich zu finden und ihr höchstes Potenzial zu entfalten. Denn nur so kann es gelingen, unseren beruflichen Weg selbstbestimmt zu gestalten!
Aus dieser Motivation heraus habe ich meine zweite Laufbahn als Purpose-Coach für berufliche Neuorientierung und authentische Führung entwickelt. Heute integriere ich beide beruflichen Leidenschaften in meinem Lebens- und Rollenmodell: meine Rolle als Coach und meine Rolle als Personalentwicklerin im Konzern, die sich gegenseitig befruchten. So hat sich meine persönliche Überzeugung noch einmal bestätigt: wir sind nur dann wirklich erfolgreich und zufrieden, wenn wir in der Mitte unserer persönlichen Werte und Ressourcen stehen!
Mein Entscheidungsdilemma: Angestellt oder Selbstständig?
Mir ist während der letzten Jahre klar geworden, dass einer meiner Kernwerte die Vereinbarkeit meines Familien- und Berufslebens ist. Mein Herz schlägt ebenso für meine Familie, meine beiden Kinder, wie auch für meine persönliche Weiterentwicklung. Meine innere Zufriedenheit hängt stark von dieser Vereinbarkeit ab. Einen weiteren Kernwert stellen für mich vertrauensvolle Strukturen und Tradition dar. Und so ist für mich die Kombination aus Coach-, Konzern-, und Mutter-Rolle absolut stimmig. Ich genieße die Flexibilität und Kreativität des einen und die Möglichkeit in größeren Strukturen und Teams zu arbeiten des anderen. Entscheide dich doch mal, sonst machst du nichts richtig! Diesen Satz höre ich ziemlich oft. Aber ist das wirklich so? Muss ich mich entscheiden, um committed zu sein? Wichtig ist doch, was ich in beide Bereiche einbringen kann und das ist auch die Energie, Erfahrung und Leidenschaft, die ich aus dem jeweils anderen Bereich schöpfe. Denn letztlich geht es doch darum: wie kann ich zur besten Version meiner selbst werden?
Wie ich meinen Selbstzweifeln begegne
Mein Weg zur besten Version meiner selbst ist mit Sicherheit noch nicht abgeschlossen (das ist er vermutlich nie). Und mein Weg war weder ein kompletter beruflicher Neustart noch eine 360-Grad-Wende. Es war und ist vielmehr ein kontinuierlicher Prozess, mir darüber bewusst zu werden, was mir wirklich wichtig ist und dies dann Schritt für Schritt in meinen Alltag zu integrieren. Zugegeben, das hört sich jetzt ziemlich einfach an. Das ist es natürlich nicht immer. Ich stelle mir immer wieder mal die Frage: Mache ich das jetzt richtig? Kann ich meine Kapazitäten nicht noch besser bündeln? In solchen Situationen hilft mir dann die Überlegung: Würde ich es bereuen, wenn ich das jetzt nicht ausprobiere? Die Antwort darauf ist ein unheimlich starker Antreiber für mich, meine Komfortzone zu verlassen und wirklich neue Dinge auszuprobieren. Unverzichtbar sind für mich auch ermutigende Menschen und Mentoren geworden, die ich ganz gezielt immer wieder aufsuche. Ich habe gemerkt, dass mir die Unterhaltung mit Zweiflern und Kritikern in meinem Umfeld viel Energie raubt. Natürlich sind auch diese Perspektiven wichtig aber um wirklich weiterzukommen, brauche ich Menschen und Vorbilder, die mich ermutigen und inspirieren.
Gleichzeitig ist diese Erfahrung auch immer wieder ein starker Antreiber für mich selbst, diese unterstützende und ermutigende Rolle auch für andere in ihrer persönlichen Veränderungssituation einzunehmen. Weil ich weiß, was es alles bewirken kann!