Stadt – Land – Job

Ich bin wieder hier, in meinem Revier….

Vor drei Wochen bin ich im Umzug abgetaucht. Jetzt tauche ich wieder auf, und zwar in Olpe, meiner alten Heimat im Sauerland. Ich will euch nichts vormachen, die letzten Wochen hatten es in sich: ein unfertiges Haus, in dem wir noch nicht wohnen konnten, ein stetiger Strom an Handwerkern, die sich von früh bis spät die Klinke in die Hand gegeben haben und dazwischen drei kleine Kinder, die ihre Freunde vermissen und eine neue Alltagsstruktur suchen. Ich fühle mich urlaubsreif.

Aber unser neuer Alltag fängt ja jetzt erst so richtig an: Kita-Eingewöhnung, neue Hobbies, Meet & Greet mit den Nachbarn. Doch die Nachbarschaft macht es uns zum Glück sehr leicht, anzukommen und uns wohlzufühlen. Übrigens sitze ich gerade in meinem neuen Büro mit Blick auf die Kita gegenüber, in der meine Kinder gerade draußen über den Spielplatz rennen und allmählich stellt sich das Gefühl ein: Alles richtig gemacht!

Das war nicht von Anfang an so. So eine 5-köpfige Familie topft man nicht eben mal so um. Gerade in den letzten Wochen vor Umzug haben mich starke Zweifel geplagt:

Warum geben wir das tolle Angebot in der Stadt eigentlich auf? Meine Lieblingsrunde im Park, die Möglichkeit, mal eben fußläufig mit dem Kinderwagen einkaufen zu gehen oder die Kinder zu ihren jeweiligen Hobbies zu bringen, gute Schulen in Fußdistanz, das kulinarische und (wenn man will) auch das kulturelle Angebot und dann natürlich mein Job, meine Kundenbasis, … Meine Pro-Düsseldorf-Liste wurde zum Schluss immer länger.  

Aus dem Umzugsstress aufgetaucht und in einen neuen (Berufs-)Alltag eingetaucht.

Endlich angekommen

Jetzt, drei Wochen später, steht diese Liste natürlich immer noch, aber sie hat Konkurrenz bekommen. Konkurrenz von all den wunderbaren Dingen, die wir nun hier, in der ländlich gelegenen Kleinstadt angetroffen haben:

Ein wunderschönes Haus mit Garten, wie sehr ich mir das gewünscht habe, realisiere ich erst jetzt. Die Nähe zu unseren Familien und damit die Möglichkeit, die Kinder mal eben schnell abzugeben. Zwar weniger Ausgehmöglichkeiten, dafür aber mehr Gelegenheiten. Verbindliche Nachbarschaftsbeziehungen, so dass ich mal eben auf einen Kaffee rüber gehen kann. Und für unsere Kinder die großartige Möglichkeit, auch alleine vor dem Haus spielen zu gehen (für mich einer der größten Pluspunkte, der auch mich als Mama entlastet). Am Wochenende habe ich meine alte Joggingstrecke durch den Wald wieder aufleben lassen. Die Natur begrüßt mich jetzt direkt vor der Haustür. All das bedeutet für mich ein deutliches MEHR an Lebensqualität und ich bekomme das Gefühl, endlich „angekommen“ zu sein.

Das hat sich für uns verändert

Neugierig bringe ich meine Kinder dieser Tage zum Turnen und Fußball und treffe jedes Mal auf alte Bekannte mit der Frage: „Johanna? Bist du es?“ Dann rattert es schnell in meinem Kopf: Wer bist du nochmal und woher kennen wir uns? So ist das Wiedereintauchen in die alte Heimat weit weniger schlimm, als anfangs befürchtet. Aber natürlich müssen wir unseren Alltag auch etwas umstellen, einen neuen Rhythmus finden. Hier werden die Kinder bspw. in der Regel schon um 14 Uhr aus dem Kindergarten abgeholt und das OGS-Angebot der Schule nehmen hier nur die wenigstens wahr. Ein krasser Unterschied zu Düsseldorf, wo die Abholzeit im Schnitt bei 15:30 Uhr lag und es Eltern in Verzweiflung gestürzt hat, wenn sie keinen OGS-Platz ergattert haben. Zum Teil liegt das wohl einfach an anderen Jobs und natürlich an einem größeren Großeltern-Support.

Wie wir damit umgehen? Mal sehen, denn letztlich gilt auch hier: Nicht verrückt davon machen lassen, wie es die anderen machen, sondern herausfinden was wir als Familie brauchen. Schließlich können wir die Kinder auch bis 16 Uhr im Kindergarten lassen und einen OGS-Platz könnten wir ab Sommer ebenfalls in Anspruch nehmen. Vielleicht werden wir hier also den Vorreiter spielen. Das hängt auch davon ab, wie sich mein Job hier einspielt. A pro pro Job!

Umzug und Job

Der Gedanke, Düsseldorf gänzlich zu verlassen und wieder ins Ländliche zu ziehen, ist bereits in Corona-Zeiten entstanden, als wir plötzlich nur noch remote gearbeitet haben. Jetzt, wo unsere Entscheidung gefallen und der Umzug Realität ist, befinden wir uns leider im rückläufigen Trend. Viele Arbeitgeber rufen ihre Mitarbeiter wieder zurück ins Büro. Blöd. Auch ich muss mir jetzt über meine Pendel-Möglichkeiten Gedanken machen und kreativ werden. Andererseits habe ich mir in den letzten 7 Jahren ein weiteres Standbein als selbstständiger Coach aufgebaut und kann dank der überwiegenden Nachfrage für Online-Coachings ortsunabhängig arbeiten. Ein großer Luxus, aber eben auch eine wichtige strategische Überlegung:

Wenn ich mir über die ersten beiden Fragen im Klaren bin, dann kann ich damit beginnen, Szenarien zu entwickeln: Kommt für mich/uns ein Umzug in Frage und/oder ein Jobwechsel? Brauche ich mehr Flexibilität in meinem Arbeitsmodell? Können wir unser Familienmodell umstellen? Etc.

Ich habe mit meinen Kunden bereits so viele individuelle Lösungen erarbeitet, dass ich weiß: Irgendwas geht immer! Vorausgegangen ist aber immer die eigene innere Klarheit: Was will ich wirklich? Die Betonung liegt dabei auf „wirklich“, denn die Antwort ist häufig beeinflusst durch unsere Ängste und vermeintliche Zwänge: „Umzug geht nicht, dann muss ich meinen Job aufgeben und was soll ich dann machen? Was bedeutet das auch finanziell für mich/uns?“

Ja, vielleicht musst du deinen Job aufgeben, vielleicht kannst du aber auch eine neue Arbeitsregelung mit deinem/r Chef/in finden. Das weißt du erst, wenn du es ansprichst.

Und manchmal ist so ein Umzug auch genau der Impuls, den es für eine Jobveränderung gebraucht hat. Denn mal ehrlich, von allein verlassen wir unsere Komfortzone so gut wie nie. Natürlich verursachen solche gravierenden Veränderungen erst einmal Zweifel, möglicherweise Unbehagen und dann wir schieben den Gedanken wieder weg. Aber wenn er dann wieder und wieder auftaucht, dann lohnt es sich, mich damit einmal näher auseinanderzusetzen und auch mit meiner Familie oder Freunden zu sprechen. Denn am Ende ist nichts schlimmer als das Gefühl: Was wäre gewesen, wenn…?

Und das ist keine Frage, die dir dein Kopf stellt, sondern dein Bauch. Deshalb ist es mir in meiner Coaching-Arbeit auch so wichtig, gelegentlich mal den Kopf außen vor zu lassen und wieder zu lernen, auch auf unser innerstes Bauchgefühl zu hören, gewissermaßen unseren inneren Kompass zu kalibrieren.

Wenn du das nicht im Alleingang tun willst, dann lass uns ins Gespräch kommen, ganz unverbindlich.