Vereinbarkeit: Was kann ich mit mir selbst vereinbaren?

„Karriere in Teilzeit?“, „Vereinbarkeitsfalle“, „Mama-Mythos“… Das Thema Mama & Beruf bewegt die Gemüter, auch meines!

Was wenn plötzlich alles anders ist?

Denn ich hab‘ es mir – vor den Kindern – auch einfacher vorgestellt. Natürlich sollten meine Kinder mit spätestens einem Jahr in die Kita gehen und natürlich würden wir den Babysitter regelmäßig einsetzen. Aber das waren, wie gesagt, meine Gedanken VOR den Kindern. Womit ich aber nicht gerechnet habe, ist, dass plötzlich so völlig andere Prioritäten für mich gelten würden. 

Was kann ich mit mir selbst vereinbaren?

Und das fehlt mir ehrlich gesagt in der ganzen Diskussion, die sich immer nur um bessere Betreuungsmöglichkeiten dreht, damit Eltern und insbesondere Mütter endlich wieder in Vollzeit arbeiten gehen können. Ich möchte hier auch einmal eine Lanze brechen für all die Mütter, mit denen ich spreche und arbeite, die gerade das nicht wollen! Denn sie können dieses Modell gar nicht mit sich vereinbaren. Mir fehlt hier die Offenheit und Ehrlichkeit, zu sagen: Ich MÖCHTE länger Elternzeit nehmen oder weniger arbeiten, weil mir die Zeit mit meinen Kindern wichtiger ist als meine Karriere!

Das traut sich aber kaum jemand zu sagen. Ein Beispiel aus meiner Konzernerfahrung. Eine ehemalige Kollegin von mir, die auf dem Karrieretrack war, wollte ursprünglich nach 3 Monaten Babypause zurückkommen. Sie schob dann aber immer wieder vor, dass das Kind recht schwierig sei und die Entwicklung noch genauer beobachtet werden müsse, nur um ihre längere Elternzeit zu rechtfertigen. Sie traute sich einfach nicht zu sagen: „Ich möchte jetzt doch gerne 1 Jahr Elternzeit nehmen (und anschließend werde ich vermutlich auch nicht in Vollzeit zurückkommen).“ Den Job hätte man ihr dann nämlich nicht freihalten können. Der nächste Karriereschritt ungewiss…

Und so kommen wir in den Zwiespalt. Einerseits möchten wir die Zeit mit unseren Kindern verbringen und gleichzeitig wissen wir, dass es nicht gut ankommt, dem Arbeitgeber eine „Absage“ zu erteilen. Und vielleicht schützen wir uns so auch ein kleines bisschen selbst vor dem sozialen Vergleich, der unweigerlich kommt, wenn wir die Karriere von Freunden oder Kollegen mit der eigenen vergleichen, die durch längere Elternzeit oder Teilzeit plötzlich ausgebremst wird.

Arbeitgeber tragen zu diesem Problem bei, indem sie sich zwar vielfach nach außen familienfreundlich präsentieren, aber intern dann doch Aussagen fallen wie: „Diesen Job kannst du in Teilzeit nicht schaffen.“ Oder (wie der Chef einer meiner Kundinnen neulich zu ihr sagte): „Deine Kinder werden so schnell groß, wenn du jetzt nicht in deine Karriere investierst, dann wirst du das bereuen. Du musst jetzt in dich investieren.“

Es sind genau solche Aussagen, die Vereinbarkeit so schwierig für uns machen. Sie bauen (unnötig!) Druck auf, mich jetzt entscheiden zu müssen oder mich auf ewig ins Karriere-Abseits zu katapultieren.

Was kann ich mit mir vereinbaren? 

Wie kann ich meine Elternzeit (auch) nutzen?

Aber es liegt auch ein großes Stück Verantwortung bei uns selbst. Denn wir müssen uns klar werden: Was will ich denn wirklich? Die wenigsten von uns entscheiden sich voll und ganz für das eine oder das andere. Wir wollen beides, am besten ohne Kompromisse und zur gleichen Zeit! Aber tatsächlich funktioniert beides nur mit gewaltigen Abstrichen auf beiden Seiten – und schon hadern wir mit uns und unserem Modell. 

Ich und mein Mann haben uns in unserem persönlichen Modell dafür entschieden, dass ich mehr Zeit mit unseren Kindern verbringen kann, aber auch das war ein Prozess. Unsere erste Tochter kam bereits mit 9 Monaten in die Kita. Und es war für uns alle eine Tortur. Sie war definitiv noch nicht bereit für dieses Setting aber ich hatte wieder angefangen zu arbeiten und wir haben es uns schön geredet: Da gewöhnt sie sich schon dran… Aber der Stress war vorprogrammiert und mein schlechtes Gewissen war riesig groß.

Mein Sohn startete seine Kita-Karriere mit 1 Jahr. Aber dann kam Corona und ich verlängerte meine Elternzeit und das war unser Glück. Ich habe die längere Familienzeit in vollen Zügen genossen und ich habe meine knapp 2 Jahre Elternzeit damals auch genutzt, um mein Coaching Business weiter aus- und umzubauen und so die längere Elternzeit auch finanziell zu kompensieren.

Bei meinem dritten Kind habe ich von Anfang an 1,5 Jahre Elternzeit eingereicht und verlängere diese nun um ein weiteres halbes Jahr, weil inzwischen noch das Projekt Hausbau und Umzug hinzugekommen sind. Ich bin mir bewusst, dass wir da in einer absoluten Luxussituation sind.

Aber dennoch ist das vielleicht auch eine lohnenswerte Perspektive auf die Elternzeit. Es ist auch eine Phase, in der endlich Luft da ist, sich (neben den Kindern) mit etwas Neuem zu beschäftigen, mit etwas, das schon lange in meinem Kopf rumgeistert oder mit etwas, das ich erst entdecken will. Für mich war und ist es der Aufbau meines Coaching Business. Gleichzeitig freue ich mich auch, wenn ich mein Teilzeitmodell nach Elternzeit wieder aufnehmen kann und wieder Teil eines Teams bin. Aber ich bin mir sehr bewusst, dass sich meine Karrierepläne, wie ich sie einmal hatte, verändert haben. Und es hat mich einige Zeit gekostet, das so zu akzeptieren. Mein ehemaliger Chef hat einmal zu mir gesagt, sein Ziel sei es, für jede/n, der aus der Elternzeit zurückkommt, die Möglichkeit zu schaffen, die Karriere fortzusetzen aber dass auch klar sein muss, zu welchen Bedingungen. Nur so kann sich jeder fair für sein Modell entscheiden: Will ich DAS? Und will ich das zu DEN BEDINGUNGEN?

Was für eine Mutter möchte ich sein?

Ich glaube das sind die wirklich entscheidenden Fragen, die wir uns alle stellen müssen, zusammen mit der Frage: Was für eine Mutter will ich eigentlich sein?

  • Wie viel Zeit möchte ich mit meinen Kindern verbringen?
  • Was möchte ich alles von ihnen mitbekommen?
  • Welche Phasen und Aktivitäten möchte ich begleiten?
  • Wie kann ich meinen Kindern am besten Vorbild sein?
  • Wo fängt die eigene Selbstverwirklichung an und wo hört sie auf?

Das ist wie mit der eigenen Erfolgsdefinition: Was bedeutet erfolgreiches Mutter-Sein für mich?

Und egal wohin das Pendel schwingt, mehr Mama-Sein oder mehr Karriere, es fällt uns allen schwer, uns unser Modell einzugestehen und wir hadern auch immer mal wieder mit dem, was wir dann eben nicht haben. Das hat leider zur Folge, dass jede ihr Model auch sehr vehement rechtfertigt, so dass es den anderen schon wieder ein schlechtes Gewissen macht. Das nervt! Zum einen die „Vereinbarkeitsprofis“, die gerne mal raushängen lassen, dass sie zu gut ausgebildet sind, um beruflich zurückzustecken oder gleich die Gleichberechtigungskeule herausholen. Und auch das andere Extrem, die „Super-Moms“, die die Stirn runzeln über jedes Fehlverhalten von Kindern voll berufstätiger Eltern: „Man merkt, dass da die Begleitung im Alltag fehlt, oder?“ 

Wie merke ich, welches Modell richtig für mich ist?

Alles geht halt nicht zur selben Zeit. Zumindest solange „Alles“ für mich heißt, sowohl die Spielplatz-Mama zu sein, die immer da ist, die Vorsitzende des Elternbeirats ist und die tollsten Bastelprojekte umsetzt als auch die Frau, die ihre Karriere fortsetzt und super flexibel ist aber am besten bitte ohne Nanny.

Ob ich meine Zeit JETZT richtig investiere, das weiß ich sowieso erst im Nachhinein. Aber im Hier & Jetzt kann ich bereits merken, ob der Spagat, den ich da veranstalte, zu groß für mich ist. Neulich habe ich das Zitat im Podcast („On the way to new work“) gehört: „Hinfallen ist auch eine Vorwärtsbewegung“. Und genau das trifft hier den Kern. Denn wenn ich permanenten Stress und Unzufriedenheit verspüre, dann fühlt sich das wie Hinfallen oder Scheitern an. Dann muss ich etwas verändern und dann komme ich auch weiter, nämlich in die für mich richtige Richtung!

Du willst dich dazu näher austauschen? Dann vereinbare doch gerne ein unverbindliches Erstgespräch!