Selbstversuch Selbstfindung: Welches Wort beschreibt dich?

Lassen wir uns auf ein einziges Wort reduzieren?

Als Purpose Coach arbeite ich viel mit dem Golden Circle von Simon Sinek, der die Frage nach dem Sinn, also dem „Warum/Wozu?“ in den Mittelpunkt stellt. Denn auch in der beruflichen Neuorientierung ist das die entscheidende Frage: Wozu möchte ich das tun? Was erfüllt mich wirklich?

Jetzt habe ich etwas Neues gelesen (Lesetipp an dieser Stelle „On the way to new work“ von Allmers, Trautman und Magnusson!), einen anderen Ansatz, den ich spannend finde und deshalb direkt einmal an mir selbst getestet habe:

Welches Wort macht mich aus?

Selbstreflexion: welches Wort macht mich aus?

Die Idee geht auf Evan Carmichael zurück, der uns damit aus der Mittelmäßigkeit holen will. Durch den Reflexionsprozess in 5 Stufen definieren wir das eine Wort, das uns ausmacht und von anderen abhebt. Klingt einerseits total spannend, andererseits ein bisschen irritierend. Können / wollen wir uns nur auf ein Wort reduzieren lassen? Um die Antwort vorweg zu nehmen. Es ist schwierig, mich auf ein Wort festzulegen aber das Wort, das ich am Ende gefunden habe, sagt doch eine ganze Menge über mich aus!

Meine Selbstfindung in nur einem Wort

Was macht dich glücklich?

Diese Frage finde ich recht einfach zu beantworten und mir fallen sofort mindestens 10 Dinge ein, die ich gerne mache. Aber Moment, gerne machen heißt nicht zwangsweise glücklich machen, oder? Ich stelle jedenfalls fest, dass „glücklich machen“ nochmal eine Steigerungsform ist und für mich nur auf ganz ausgewählte Dinge zutrifft und ich streiche einige Punkte wieder von meiner Liste.

Was verbindet die Dinge, die dich glücklich machen?

Diese Frage ist schon ein bisschen schwieriger zu beantworten. Ich suche nach Mustern, Übereinstimmungen, Abstrahierungen:

Privat, Familie, Balance, Entfaltung sind verbindenden Begriffe, die ich hier finde und bringen mich auf eine erste wichtige Spur, worauf es mir wirklich ankommt. 

Welche Eigenschaften magst du gar nicht? Gegen welche hegst du sogar Hass?

Mir fallen natürlich direkt und mindestens eine Handvoll Eigenschaften ein, die ich an mir nicht mag, aber Hass? Wieder werden wir hier nach den Extremen gefragt. Dadurch priorisiere ich deutlicher und identifiziere so wirklich das, was ich am liebsten sofort ablegen möchte. Darin liegt also bereits ein wichtiges Entwicklungsziel für mich.

Was ist deine Konstante?

Gesucht wird also das, was mich erdet und auch in schwierigen Zeiten unterstützt, worauf ich immer vertrauen und zurückgreifen kann. Meine Familie kommt mir direkt in den Sinn!

Die Antwort auf diese Frage ist wichtig, weil sie sowohl Stärken als auch Ressourcen beleuchtet und – wie in meinem Fall – wichtige persönliche Werte widerspiegeln kann.

Meine Konstante kann auch ein wichtiger Gegenspieler zu meiner „gehassten“ Eigenschaft sein und mir dabei helfen, anders/versöhnlicher damit umzugehen.

Bist du wirklich die Person, die du sein willst?

Für mich die spannendste Frage. Es gibt viele Dinge, auf die ich stolz bin und die ich an mir mag. Aber bin ich wirklich schon mein „best-self“? Dann wäre meine Entwicklungsreise bereits am Ende. So bleibe ich jetzt für die nächsten 40 Jahre? Auf keinen Fall!

Wer eine Antwort auf Frage 3 gefunden hat, s.o., der kann auch bereits hier sagen, dass es da noch Luft nach oben gibt. Eine Übung, die ich oft im Coaching mache und die mir an dieser Stelle weiterhilft, ist die des 80jährigen Ichs. Ich stelle mir vor, ich bin alt und blicke auf mein Leben zurück. Was möchte ich dann erlebt haben? Wer möchte ich dann sein? 

Diese Perspektive hilft mir festzustellen, was mir noch fehlt, um mein „best-self“ zu werden, mein Potenzial voll zu entfalten. So bin ich glücklich und stolz, dass ich mit meinem Mann eine so tolle Familie aufgebaut habe. Unsere drei Kinder gehen uns über alles. Das möchte ich auch in meiner Lebensrückschau sagen können. Ich bin für meine Familie immer da gewesen, der Fels. Aber ich möchte auch sagen können: Ich habe das gefunden, was ich wirklich gut kann und habe daraus wirklich etwas gemacht! Das heißt konkret, ich habe am Einzelnen eine entscheidende Veränderung bewirkt und dafür gesorgt, dass er/sie das findet und tut, was er am besten kann und deshalb zufrieden und wirksam ist.

Der Aufbau meiner Coaching Selbstständigkeit war bereits ein wesentlicher Schritt in diese Richtung, aber ich möchte mein Business unbedingt noch weiter ausbauen und hier noch mehr verwirklichen, sobald mich meine Familie nicht mehr so stark in Anspruch nimmt. Diese zwei Herzen in meiner Brust setzen mich bisweilen stark unter Druck, weil sie schwer gleichzeitig zu vereinbaren sind. In diesem Jahr habe ich aber verstanden: beides funktioniert, aber eben nicht zur selben Zeit! Und das hat bei mir den Druck rausgenommen und ich versuche, mich jetzt vor allen Dingen meiner Priorität Familie/Kinder zu widmen, weiß aber auch, dass mir das nicht genügt und ich auf jeden Fall auch wieder den nächsten beruflichen Schritt gehen möchte und mein Business weiter ausbaue.

Und was ist jetzt mein Wort?

Ein Wort, das bei mir immer wieder auftaucht, ist „Balance“. Denn Balance bedeutet für mich:

  • Aktivitäten, die mich glücklich machen und in Balance bringen.
  • Balance als K.O.-Kriterium für mich in meiner Rolle als Mutter und auch als Coach. Denn wenn ich nicht voll bei mir bin, kann ich auch nicht richtig für meine Kinder oder Kunden da sein.
  • Balance zwischen Kindern und beruflicher Verwirklichung.
  • Balance als Voraussetzung dafür, dass ich mehr bei mir bin und weniger hadere.

Balance ist mir sehr wichtig, beschreibt aber gleichzeitig mein

Aber um ehrlich zu sein, würde ich mich (noch!) nicht als einen super ausbalancierten Menschen beschreiben, da geht noch was! Ich finde aber mein Wort muss etwas sein, dass mein Wesen, wie es jetzt ist, gut erfasst und nicht, woran ich noch arbeiten möchte. Andererseits ist diese Entwicklung vermutlich nie abgeschlossen und es ist wohl eine Frage der eigenen Benchmark, wann ich mich als „in Balance / ganz bei mir/ in mir ruhend“ beschreibe. Ich nehme das also noch einmal zum Anlass, auch meine eigene Zielsetzung realistisch zu überdenken. Schließlich will ich kein zweiter Dalai Lama sein und auch nicht ständig das Gefühl haben, es ist noch nicht genug!

Ein weiteres Wort, das häufiger auftaucht ist „entfalten“. Darin steckt für mich die eigene Entfaltung meiner Potenziale und Lebensprioritäten (was mich meiner Balance wieder näher bringt) aber auch mein Herzensanliegen, es auch anderen Menschen zu ermöglichen, sich gemäß ihrer Stärken und Ressourcen zu entfalten –  also mein Purpose.

Mein Fazit

Und so führt mich diese Übung letztlich auch wieder zum „Warum/Wozu“ des Golden Circle, den ich eingangs erwähnt habe. Der Ansatz von Carmichael ist für mich daher eine gute Anreicherung oder auch eine alternative Herangehensweise der Selbstreflexion, die in meinen Methodenkoffer wandert.

Das begeistert mich so am Coaching, ich kann so kreativ arbeiten, indem ich immer neue Ansätze und Perspektiven in meinen Prozess integriere und so sehr individuell auf die Bedürfnisse meiner Kunden eingehen kann.

Wenn du Lust bekommen hast, mal eine andere Perspektive auf dich selbst zu gewinnen, um herauszufinden, was du wirklich willst und was dich ausmacht, dann meld‘ dich gerne bei mir oder werde Teil meiner Purpose Journey.