Wie du endlich ins Tun kommst – mit Effectuation
Du möchtest eine Veränderung anstoßen aber steckst im Gedankenkarussell fest? Dann lerne hier die 4 Schritte von Effectuation kennen!
Inhalt
Raus aus deinem Gedankenkarussell
Wir kennen das alle. Die Sommerferien sind vorbei, für viele von uns auch der Sommerurlaub und der Sommer in Deutschland scheint ohnehin in Dauerwarteschleife zu stehen. Gefühlt beginnt jetzt also der Herbst mit neuen Projekten, neuen Vorsätzen, neuen Gedanken.
Wie ist das bei dir? Was ist bei dir über den Sommer aufgetaucht? Und vor allen Dingen, wie kommst du jetzt ins Handeln?
Häufig haben wir ja das unbestimmte Bedürfnis irgendetwas zu verändern (sei es im Job, an der Work-Life-Balance, etc.), aber es scheitert daran, dass wir:
a) unser Ziel noch nicht konkret benennen können, z.B. noch nicht wissen, welchen Job wir eigentlich am liebsten machen möchten
b) den Weg nicht kennen, also nicht wissen, wie wir vorgehen sollen und was dafür benötigt wird
c) die Umstände unplanbar sind. Ich weiß bspw. nicht, ob meine Familiensituation es mir erlaubt, den Job zu wechseln, evt. kommt im Job auch ein neues Projekt, das interessant für mich sein könnte oder der Chef wechselt, und und und.
Das alles kann dazu führen, dass wir im Gedankenkarussell stecken bleiben. Die gute Nachricht ist aber, dass es eine wirklich gute Methode gibt, endlich ins Handeln zu kommen. Eine Methode, die ich auch in meinen Coachings zur beruflichen Neuorientierung einsetze, um verschiedene neue Optionen zu entwickeln. Ich spreche vom so genannten Effectuation-Ansatz. Zentral für diesen Ansatz sind die folgenden 4 Prinzipien:
- Die Frage nach meinen Mitteln statt dem Ziel
- Die Frage nach meinem leistbaren Verlust/Invest statt dem erwarteten Erfolg
- Das Mindset, Umstände und Zufälle zu nutzen, statt zu vermeiden
- Das Mindset von Partnerschaften statt Konkurrenz
Die Frage nach meinen Mitteln statt dem Ziel
Der Effectuation-Logik folgend, stelle ich mir zunächst die Frage: Welche Mittel stehen mir zur Verfügung? Und was kann daraus Neues entstehen? Das unterscheidet ihn wesentlich vom klassischen “kausale Ansatz” bei dem ich ein fixes Ziel definiere und dann die Schritte, die erforderlich sind, um dieses Ziel zu erreichen. Unter stabilen und vorhersehbaren Bedingungen mag das ein guter Ansatz sein aber unsere Realität sieht ja häufig anders aus, da gibt es viele, teils unvorhersehbare Einflussfaktoren, die uns die Zielerreichung erschweren. Und oft ist es eben auch so, dass wir unser Ziel noch gar nicht genau benennen können, wie bei der beruflichen Neuausrichtung. Wir wissen zwar, wovon wir weg wollen aber nicht, was genau wir eigentlich statt dessen möchten. Deshalb setze ich im Coaching bei der Frage unserer Mittel an, also:
- Wer bin ich und was weiß ich? = Meine Stärken, Werte, Wissen
- Was steht mir schon zur Verfügung bzw. wen kenne ich? = Meine Ressourcen und Kontakte
Das heißt, meine Mittel bestimmen, was machbar ist! Als großer Koch-Fan, vergleiche ich diesen Ansatz mit kreativem Kochen;-). Ich kann mir ein Rezept herauszusuchen, die Zutaten dafür kaufen und den Zubereitungsschritten Schritt für Schritt folgen ODER ich schaue was mein Kühlschrank hergibt und werde kreativ. Daraus können wunderbare und überraschende neue Gerichte entstehen. Klar kann es auch daneben gehen, dann füge ich eben noch eine Zutat hinzu. Evt. frage ich auch meine Nachbarin, ob sie bspw. noch ein bisschen Sahne für mich hat, wenn ich meine, dass diese meinem Gericht noch fehlt. Das ist im Sinne der Effectuation Logik das persönliche Netzwerk, das ebenfalls dabei mitwirkt, etwas Neues zu gestalten.
Anfangs mache ich oft die Erfahrung, dass wir glauben, unsere Mitte seien begrenzt („Ich habe mehr Entwicklungsbereiche als Stärken“, „Ich weiß nicht, wie mir mein Netzwerk weiterhelfen kann.“). Das ändert sich, indem wir uns auch mit unserem persönlichen Purpose auseinandersetzen:
- Was ist mir wirklich wichtig? = Meine Werte
- Was treibt mich innerlich an? = Meine Motive
- Wofür möchte ich mich einsetzen? = Mein Beitrag/Purpose
Denn so vertiefen wir unsere Selbstkenntnis und erweitern dadurch unsere Mittel.
Die Frage nach meinem leistbaren Invest statt dem erwarteten Erfolg
Zu dieser Selbstkenntnis gehört auch die Einschätzung:
- Was bin ich bereit an Zeit, Geld oder anderen Ressourcen zu investieren?
Sagen wir, ich plane mein Ziel, vom Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit zu wechseln. Damit sind mitunter ein hoher finanzieller Invest und ein hohes Risiko verbunden und den Erfolg kann mir niemand garantieren. Ich kann mich aber auch vorher fragen, was bin ich bereit zu investieren ohne dass es mir weh tut? Eine meiner Kundinnen hatte bspw. den Wunsch, ihren Sales Job zu verlassen und als Floristin zu arbeiten (ein lang gehegtes leidenschaftliches Hobby). Zunächst haben wir also herausgearbeitet, dass sie bereit ist, ihren Job auf 80% zu kürzen und dafür einen Tag pro Woche in einem Blumenladen zu arbeiten, um ein Gefühl für diesen Beruf zu bekommen. Prototypen wie diese sorgen dafür, dass wir unseren Einsatz und das Risiko minimieren und gleichzeitig Erfahrungen sammeln können und dann unser Ziel ggf. adaptieren können. So hat meine Kundin durch dieses Austesten bspw. ihre Idee dahingehend verändert, dass sie keine Floristen-Ausbildung machen und einen Blumenladen eröffnen möchte, sondern sich auf den Online-Vertrieb von Trockenblumen spezialisieren möchte.
Das Mindset, Umstände und Zufälle zu nutzen, statt zu vermeiden
Die Idee mit den Trockenblumen entstand auch aus dem Umstand heraus, dass sich privat ein Umzug in die Schweiz ergab und es dort sehr viel schwerer war, über einen Großhändler an frische Blumen zu kommen. Aber statt sich dadurch von ihrem Plan abbringen zu lassen, hat meine Kundin diesen Umstand genutzt und daraus ihre neue Geschäftsidee entwickelt. Dieses Mindset ist zentral, um ins Handeln zu kommen, denn Überraschungen begegnen uns immer wieder. Es gilt also, Nutzen aus dem Ungeplanten zu ziehen!
Das Mindset von Partnerschaften statt Konkurrenz
Ich habe es in meiner Koch-Metapher oben bereits erwähnt, auch das persönliche Netzwerk spielt eine zentrale Rolle im Effectuation-Ansatz wie auch in unserem Prozess der beruflichen Neuausrichtung oder dem Anstoß von Veränderung im Allgemeinen. Denn unsere eigenen Mittel sind irgendwann erschöpft. Dann kommen wir nicht weiter, zumindest nicht allein. Daher lautet die letzte aber absolut wichtige Frage:
- Wer ist bereit mitzumachen?
Ein Blick in das persönliche Netzwerk on- wie offline kann zunächst einmal überfordern. Wer bringt mich weiter? So denken viele von uns, auch ich bin anfangs so ans Netzwerken herangegangen. Inzwischen habe ich gelernt, dass es gar nicht so sehr um „die richtigen Partner“ geht, sondern vielmehr um Partnerschaften mit denen, die mein Interesse teilen und mit denen jeder Austausch neue Option ergeben kann. Also, einfach mal ins eigene Netzwerk hereinrufen!
Der Nutzen & Hintergrund von Effectuation
In Summe ergibt sich aus diesem Vorgehen also ein Prozess von Denken, Handeln, Denken, Handeln, … statt Denken, Denken, Denken, Handeln, … um dann festzustellen, dass es doch nicht das Richtige für mich ist.
Natürlich habe nicht ich mir diesen Effectuation-Ansatz überlegt, sondern er geht zurück auf die Kognitionswissenschaftlerin Dr. Saras Sarasvathy, die erfolgreichen Mehrfachgründern beim Denken zugehört hat. Immer wieder wurden hier die oben beschriebenen 4 Charakteristika erwähnt, die sie schließlich zum Effectuation-Ansatz verdichtete, einer Methode unternehmerischer Expertise.
Für mich ist sie aber mehr als das. Für mich ist sie eine pragmatische und bewährte Möglichkeit, den eigenen Veränderungswünschen endlich einen Anstoß zu geben und JETZT ins Handeln zu kommen.
Auch dir wünsche ich dabei viel Erfolg!